Thomas Krüger: Es rappelt in der Kiste

Da der Totenkopf ein Loch hat, wird er zur weiteren Untersuchung ins unweit gelegene gerichtsmedizinische Institut gebracht. Dorthin gelangt nun wenig später auch die Leiche eines auf dem Flug von Kolumbien nach Deutschland unter mysteriösen Umständen verstorbenen Passagiers. Die Obduktion ergibt als Todesursache zwar bloß einen gewöhnlichen Herzinfarkt, doch scheint die Sache insgesamt komplizierter: der verblichene Fluggast war nämlich schon Stunden zuvor am Zoll in Bogota auffällig nervös gewesen, zudem war er seitdem von zwei dunklen Gestalten beobachtet und bis nach Köln verfolgt worden.
Kokainschmuggel liegt nahe, aber nicht vor, wie man später erfahren wird. Jedenfalls brechen die beiden heimlichen Verfolger in die Kölner Rechtsmedizin ein und bringen dabei den Pförtner um. Damit eröffnen sie einen ganzen Reigen weiterer Morde, die allesamt irgendwie miteinander und dem Melatenfriedhof verbunden sind.
Reißerische action bleibt stets ausgespart bei dieser Mischung aus Jugend- und „Wohlfühl“-krimi. Ersteres legt der bei uns unverständliche Titel nahe, der einer deutschen Kinderfernsehserie der 1970er bis 80er Jahre entstammt, an deren Anfang ein Abzählreim stand: "Ene, mene miste, es rappelt in der Kiste“.
Zum „Kaminfeuer„- oder neudeutsch „Cosy"-Krimi wird das Ganze aufgrund von Lokalkolorit und originellen Figuren an realen Schauplätzen in historischem Setting; hier sind das vor allem ein paar obdachlose Sonderlinge beiderlei Geschlechts, die sich gelegentlich in einem Schutzbunker aus dem 2. Weltkrieg verstecken, wie er tatsächlich unterhalb des Melatenfriedhofs zu finden ist.
Wer derlei liebt, wird mit der heiter bis schalkhaften, stilistisch durchaus gehobenen Erzählung des Autors (und Dichters!) Krüger rund um das ungleiche Ermittlerduo Konrad und Martin bestens bedient, sofern viele kleine Exkurse und große Verwirrspiele in der Haupthandlung nicht stören.
Wer eher zögert, sollte zumindest mit dem Hörbuch einen Versuch wagen, weil es von Dietmar Bär gelesen wird. Weithin als Kommissar Freddy (Schenk) der Kölner Tatortserie bekannt, liest der gebürtige Westfale das fast 12-stündige Hörbuch mit gleichbleibender Perfektion und kurzen, aber überzeugenden Einschüben auf Kölsch, das man bei uns sonst nur von Karnevalssendungen aus der Stadt am Rhein kennt.
Hugo Kubarth
