Ai WeiWei: 1000 Jahre Freud und Leid
Etwa die Hälfte des Hörbuches erzählt Ai WeiWei, wie es seinem Vater AI Quing ergangen ist. Er durfte eine Malschule besuchen, aber die Malerei befriedigte ihn nicht. Sein Traum war die Literatur. Er konnte seinen Vater überzeugen, dass Paris eine große Chance für ihn wäre. Dieser öffnete eine Truhe unter dem Fußboden, den Familienschatz und gab seinem Sohn einige Silberstücke, ein Vermögen. In Paris lernte er dann ein anderes politisches System und andere Denkweisen kennen. Nachdem ihm das Geld ausgegangen ist, ging er zurück nach China, wurde einer der bedeutendsten Dichter des Landes, auch ein Vertrauter Maos. Dann aber folgte die Kulturrevolution, Ai Quing fiel als „Rechtsabweichler„ in Ungnade, wurde verurteilt und zur Zwangsarbeit in die nördlichsten Gebiete Chinas, genannt Kleinsibierien, zur Zwangsarbeit und Umerziehung verbannt. Ein Leben, oder besser Vegetieren in Erdlöchern und Höhlen.
Es ist ein „Auf und Ab“ in Ai Quings Leben, einmal hochgepriesen, und dann wieder total erniedrigt. Viele seiner Weggefährten wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Nach einer von seinem Vater erzwungenen Ehe flüchtet er in andere chinesische Großstädte, so auch nach Bejing. Und irgendwo lernte er dann ein 17 jähriges Mädchen kennen, zieht mit ihr zusammen und aus dieser Verbindung wird Ai WeiWei geboren. Eine kleine, humorvolle Episode dabei ist die der Namensgebung des kleinen Jungen. Sein Vater Ai Quing wusste nicht, welchen Namen er ihm geben sollte. Daher nahm er Wörterbuch, fuhr mit dem Finger irgendwo zwischen 2 Seiten und zeigte blind auf ein Wort. „Wei“, das heißt „unvollendet“. Vielleicht ein Synonym für sein Leben.
Ai WeiWei erzählt dann weiter von seiner Kindheit, seinen Verbannungen, seinen Auslandsaufenthalten, seinen Anfeindungen, Verfolgungen, Verurteilungen und Gefängnisaufenthalten. Aber auch vom anerkannten Künstler und Menschenrechtsaktivisten.
14 Stunden und 26 Minuten vergehen wie im Flug. Es gelingt nur schwer das Hörbuch aus der Hand zu geben. Man lernt so viel über die Geschichte des chinesischen Volkes, über seine Machtstrukturen über seine Geschichte und seine Traditionen. EIN MUSS.
Die Stimme des bekannten Schauspielers Stefan Wilkering fesselt in seiner ruhigen Lesart. Man könnte sich kaum einen besseren vorstellen.
Fritz Hadler