Ute Mank: Wild Triebe
Zum einen erlebt man die Sicht von Lisbeth, einer traditionelle Bäuerin des ehemals angesehensten Hofs in Halle, die nie ein anderes Leben kannte und wollte. Mit ihren festgefahrenen Ansichten fehlt ihr das Verständnis für ihre Schwiegertochter Marlies. Diese ist in der Stadt aufgewachsen und kann mit dem Leben als Bäuerin nicht viel anfangen. So stauen sich über die Jahre hinweg viele Konflikte auf, die beiden das Leben miteinander erschweren.
Daraus ergibt sich eine Geschichte, die über mehrere Jahrzehnte hinweg einen mehr oder weniger unausgesprochenen Generationenkonflikt dieser Frauen aufzeigt. Dieser familiäre Konflikt spiegelt auf weiterer Ebene gesellschaftskritische Aspekte wieder, wobei die Rolle der Frau in der Familie und der Gesellschaft im Mittelpunkt steht. Vor allem aus heutiger Sicht erkennt man, wie sehr sich die Frauenrolle geändert hat. Dinge, die heute selbstverständlich wirken - wie der Wunsch seiner eigenen Arbeit nachgehen zu dürfen oder einen Jagdschein machen zu können - noch vor ein paar Jahrzehnten als Skandal erachtet wurde. Ute Mank zeigt in ihrer Geschichte, wie schwierig es vor allem damals war, sich als Frau ohne Unterstützung zu emanzipieren, unter anderem auch deswegen, da oft andere Frauen eine Abweichung der festgefahrenen Sitten besonders verwerflich erachtet haben.
Eva Mattes schafft es durch feine stimmliche Abweichungen klar zu verdeutlichen, ob sie gerade aus der Sicht von Lisbeth oder aus der Sicht von Marlies spricht. Bei der Großmutter Lisbeth klingt die Stimme etwas rauchiger und reifer. Wenn sie Marlies Perspektive einnimmt kommt man nicht umhin, eine leichte Melancholie wahrzunehmen.
Bettina Koller